Verhaltensökologie der Technik: Zur Anthropologie und by Gebhard Geiger

By Gebhard Geiger

Das Buch befaßt sich mit den Ursachen des Fortschritts in der Natur- und Kulturgeschichte der Technik. Dahinter steht die Absicht, die Voraussetzungen zu klären, unter denen der technische Fortschritt steuerbar ist. Planung und Lenkung der Technik werden zwar spätestens seit dem ausgehenden 18. Jahr­ hundert als politische und wirtschaftliche Aufgaben begriffen, doch haben sich ihre Probleme mit der ökologischen Krise der Zivilisation in jüngster Zeit geradezu dramatisch verschärft. Insbesondere stellt sich heute immer drängender die Frage, warum es in Technik und Wissenschaft, Politik und Wirtschaft so schwierig ist, die natürlichen Lebensbedingungen des Menschen so einzuplanen und zu nutzen, daß ökologische Risiken kontrollierbar bleiben. Der Ansatz, den ich verfolge, unterscheidet sich von vielen neueren Unter­ suchungen zur Techniksoziologie, Umweltpolitik und Umweltökonomik. Ich versuche nachzuweisen, daß die Umweltschäden und -risiken der industriellen Zivilisation letzten Endes nicht - oder nicht nur - durch die Unkenntnis öko­ logischer Zusammenhänge oder als Folgen sich bedenkenlos steigernder Kon­ sumansprüche und wirtschaftlicher Interessen zu erklären sind. Meine Ergebnisse legen vielmehr nahe, erstens, daß es sich hierbei um grundsätzliche Risiken der technischen Rationalität und ihrer individuellen wie gesellschaftlichen Hand­ lungsmotive handelt. Zweitens, daß diese cause durchaus nicht nur ökonomischer Natur sind, sondern erst im weiteren anthropologischen Rahmen der modernen Evolutionstheorie und Verhaltensökologie des Menschen verständlich werden. Und drittens, daß die Umweltproblematik eine Reihe von Anforderungen an rationales technisches Handeln stellt, die theoretisch wie praktisch miteinander unvereinbar sind.

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Das Buch befaßt sich mit den Ursachen des Fortschritts in der Natur- und Kulturgeschichte der Technik. Dahinter steht die Absicht, die Voraussetzungen zu klären, unter denen der technische Fortschritt steuerbar ist. Planung und Lenkung der Technik werden zwar spätestens seit dem ausgehenden 18. Jahr­ hundert als politische und wirtschaftliche Aufgaben begriffen, doch haben sich ihre Probleme mit der ökologischen Krise der Zivilisation in jüngster Zeit geradezu dramatisch verschärft. Insbesondere stellt sich heute immer drängender die Frage, warum es in Technik und Wissenschaft, Politik und Wirtschaft so schwierig ist, die natürlichen Lebensbedingungen des Menschen so einzuplanen und zu nutzen, daß ökologische Risiken kontrollierbar bleiben. Der Ansatz, den ich verfolge, unterscheidet sich von vielen neueren Unter­ suchungen zur Techniksoziologie, Umweltpolitik und Umweltökonomik. Ich versuche nachzuweisen, daß die Umweltschäden und -risiken der industriellen Zivilisation letzten Endes nicht - oder nicht nur - durch die Unkenntnis öko­ logischer Zusammenhänge oder als Folgen sich bedenkenlos steigernder Kon­ sumansprüche und wirtschaftlicher Interessen zu erklären sind. Meine Ergebnisse legen vielmehr nahe, erstens, daß es sich hierbei um grundsätzliche Risiken der technischen Rationalität und ihrer individuellen wie gesellschaftlichen Hand­ lungsmotive handelt. Zweitens, daß diese cause durchaus nicht nur ökonomischer Natur sind, sondern erst im weiteren anthropologischen Rahmen der modernen Evolutionstheorie und Verhaltensökologie des Menschen verständlich werden. Und drittens, daß die Umweltproblematik eine Reihe von Anforderungen an rationales technisches Handeln stellt, die theoretisch wie praktisch miteinander unvereinbar sind.

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