By Clemens Dannenbeck
Die Arbeit verfolgt - am Beispiel von Interviews mit Jugendlichen aus einem ethnisch heterogenen Stadtteil in München - die Frage, in welchen Kontexten und in welcher Weise auf ethnische, kulturelle und nationale Deutungen zurückgegriffen wird und inwieweit sich die am Interview Beteiligten dadurch zu positionieren verstehen. Theoretisch bietet die Arbeit einen wichtigen Kontrapunkt zu essentialistischen Annahmen kultureller Identitätsdifferenzen. Als theoretische Analyseinstrumente werden insbesondere Positionen aus den Cultural experiences, den Postcolonial reviews, feministischen und poststrukturalistisch informierten Diskursen zur Kenntnis genommen. Vor diesem Hintergrund werden die Interviewverläufe selbstreflexiv zum Thema der examine gemacht - sie erscheinen als Orte eines andauernden "Kampfes um Bedeutungen", der ständigen Verschiebungen von (kulturellen) Positionen, der interaktiven kulturellen Identitätsarbeit. Bewusst wird vermieden, die examine der Interviews in eine Typologie kultureller Identitätsmarkierungen münden zu lassen. Stattdessen gilt die Aufmerksamkeit den subtilen interaktiven Verschachtelungen von Bedeutungen und den Kontexten, in denen sie markiert werden.
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34 Theoretische Spurenlegung .. Wenn der im Unfrieden der neuen Weltordnung besonders erfahrene Chef der Weltorganisation betont, daß die ,Verteufelung des Anderen' zu den explosivsten Zukunftsproblemen gehöre, läßt er keinen Zweifel daran, daß es sich bei dieser Qualifizierung von Differenz nicht um Sachverhalte, sondern um Zuschreibungen an andere sozio-kulturelle Kollektive als Personalisierung des Bösen handelt. " (ebd. S. 11) Gleichzeitig klingen in diesem Zitat die beiden widerstreitenden Paradigmen des Ethnizitätsdiskurses an: die Qualifizierung von Differenz zu einem empirischen Sachverhalt, der als solcher nicht mehr auf die Bedingungen seines Zustandekommens hinterfragbar ist auf der einen Seite und die Zuschreibungspraxis kollektiver Identität(en) auf der anderen Seite.
Tatsächlich geht es jedoch weder um die Leugnung der Existenz solcher Unterschiede, noch um die Leugnung der praktischen Wirkungen, die von sozialen Konstrukten, wie ethnischer oder kultureller Differenz, ausgehen. Vielmehr geht es um den Verweis auf " ... die Temporalität, soziale Dynamik und Flexibilität solcher Grenzziehungen ... " (Bierschock 1995, S. 19) Die historische Kontinuität von ethnisch definierten Gruppenzugehörigkeilen ist dabei selbst Produkt sozialer Konstruktion und bei genauerer Betrachtung in stetigem Fluss.
Genau an diesem Punkt haben wir es mit einem Paradox zu tun: Denn die Bestätigung des kolonial-hegemonialen Blicks (nach dem Muster: Ihr habt recht, wir sind unterentwickelt und rückständig und nehmen eure Hilfe dankbar an, damit es uns 46 Theoretische Spurenlegung dereinst genauso gut gehen möge wie euch) untergräbt gleichzeitig das Bemühen der hegemonialen Macht um kulturelle Einzigartigkeit und Überlegenheit. Diese Identifikation mit der anderen Nation (Deutschland) unterläuft allerdings das westliche Bild der homogenen Nation, die sich aus der reinen Tradition eines kulturellen Erbes speist.